Hirtenbriefe + Grußbotschaften
Grußbotschaft von Vater Ulrich
aus der Apostolisch Katholische Kirche
anlässlich seines Einjährigen Priesterjubiläums
Berufen, belastet, bewahrt
Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Das Leben des Propheten Jeremia kann man mit drei „b“ beschreiben: berufen, belastet, bewahrt. Im Rückblick auf seine Berufung sagte Jeremia zu Gott: „Herr, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen. Du bist mir zu stark gewesen und hast gewonnen.“ Ja, genau so war es. Jeremia hatte sich nicht in das Prophetenamt gedrängt, im Gegenteil, er hatte sogar Einwände gehabt: „Ich tauge nicht zu predigen, ich bin zu jung.“ Aber Gott ließ diese Einwände nicht gelten, sondern teilte dem jungen Propheten mit: „Ich sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten“ (Jer. 1,5‑6). Ja, Jeremia ist von Gott regelrecht in dieses Amt gedrängt worden, und deshalb seufzte er: „Herr, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen. Du bist mir zu stark gewesen und hast gewonnen.“
Fünfzig Jahre lang hat Jeremia mit diesem Amt gelebt – und gelitten. Ja, das Prophetenamt war eine schwere Last für ihn. Das hing mit der Botschaft zusammen, die er zu verkündigen hatte, und mit der Zeit, in der er lebte. Jeremia musste dem Volk Juda seine Schlechtigkeit vorhalten und Gottes Zorngericht ankündigen. Er redete von der Zerstörung Jerusalems und von der Verschleppung der Einwohner. So eine schlimme Botschaft zu sagen ist ja schon an sich eine Last, und Jeremia klagte deshalb: „Sooft ich rede, muss ich schreien; ‚Frevel und Gewalt!‘ muss ich rufen.“ Es kommt erschwerend hinzu, dass er wegen dieser Verkündigung oft angegriffen wurde. Die Könige Judas waren ihm teilweise feindlich gesinnt und verfolgten ihn; die Mitbürger spotteten über diesen Unheilspropheten. Sie glaubten ja lieber den falschen Propheten, die den Leuten ein gutes Gewissen machten, die nicht so viel von Buße redeten, die Frieden und Heil verkündigten. Selbst die engsten Freunde und Angehörigen Jeremias schüttelten verständnislos den Kopf. Auch die Einsamkeit gehörte für Jeremia zur Last des Prophetenamtes. Er lebte unter dieser Last den größten Teil seines Lebens – wie gesagt, etwa fünfzig Jahre lang. Am Ende erlebte er, wie seine Prophezeiungen wahr wurden. Jeremia starb wahrscheinlich im Ausland, nämlich in Ägypten, den Märtyrertod.
Wenn wir sagen, dass Jeremia nicht nur berufen und belastet, sondern auch von Gott bewahrt worden ist, dann können wir das gar nicht unmittelbar an seinem Lebensweg ablesen. Von Gott bewahrt zu werden bedeutet ja auch nicht unbedingt, immer Glück zu haben, das merken wir an vielen biblischen Berichten. Aber Gott bewahrte Jeremia davor, seinem Auftrag untreu zu werden und abzufallen. Die Versuchung dazu kannte Jeremia wohl, aber Gott rief ihn durch sein Gewissen immer wieder zurück. Jeremia sagte darüber: „Ich dachte: Ich will nicht an den Herrn denken und nicht mehr in seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer, in meinen Gebeinen verschlossen, dass ich's nicht ertragen konnte; ich wäre schier vergangen.“ Außerdem gab Gott Jeremia die Gewissheit, dass er ihm am Ende gegenüber allen Feinden Recht schaffen wird. Und schließlich schenkte Gott dem Jeremia trotz allem ein fröhliches Herz, das Gott loben konnte. Jeremia hielt im Glauben daran fest, dass Gott auch den geringsten Menschen retten und selig machen wird, der ihm vertraut. So wird aus der Klage Jeremias am Ende ein Jubel: „Singet dem Herrn, rühmet den Herrn, der des Armen Leben aus den Händen der Boshaften errettet!“
Liebe Gemeinde, erlaubt mir, dass ich an dieser Stelle einmal über mich selbst rede. Weil auch ich gerufen bin, Gottes Wort zu verkündigen, kann ich mich in gewisser Hinsicht mit Jeremia vergleichen. Und da sage ich zunächst spontan: Ich bin froh, dass ich nicht in Jeremias Haut stecke. Ich brauche nicht um Leib und Leben zu fürchten. Mich treffen nicht der Spott und die Anfeindung der Mitmenschen, zumindest merke ich nichts davon. Ich bin auch nicht einsam wie Jeremia, sondern ich weiß, dass unter meinen Verwandten und Bekannten, auch unter den Brüdern und Schwestern in Kirche und Gemeinde viele Verständnis für mein Amt haben und es in der Fürbitte mittragen. Ich bin als Geistlicher in zwei Bereichen tätig. Zum einen erarbeite ich meinen Unterhalt für mich selbst, für Wohnung und für Nahrung und sonstige Dinge die mir ein geregeltes Leben in der Welt ermöglichen. Zum anderen kommt die Arbeit als Geistlicher, in der Seelsorge, Gottesdienste und Verkündigung des Evangeliums sowie in Werken der tätlichen Nächstenliebe.Vor allem aber habe ich nicht so eine Schreckensbotschaft zu verkündigen wie Jeremia. Mir hat Gott vor allem aufgetragen, das liebe Evangelium zu predigen, das allen Menschen Vergebung der Sünden, Heil und ewiges Leben anbietet.
Trotzdem kann ich Jeremia gut verstehen und auch manche Gemeinsamkeit mit ihm entdecken. Auch ich kann von mir sagen, dass ich berufen, belastet und bewahrt bin. Ich bin von Gott ausersehen worden, ein Hirte seiner Gemeinde zu werden; ich bin von anderen Berufswünschen herausgerufen worden in dieses Amt. Ich hatte damals meine Bedenken und Einwände, wusste aber zugleich: Wenn Gott ruft, dann muss man um jeden Preis gehorchen.
So schön und befriedigend die Aufgabe eines Priesters ist – sie bringt auch ihre Lasten mit sich. Gottes Botschaft ist zwar heute eine Heilsbotschaft, aber wenn man das Licht richtig verkündigen will, dann muss man auch von den Schatten reden. Wenn man die Rettung und das ewige Leben in Christus verkündigt, dann muss auch gesagt werden, dass ein Leben ohne Glauben misslingt und in der ewigen Verdammnis endet. Wo das Evanglium recht verkündigt wird, da muss auch über Sünde, Tod und Buße geredet werden. Und dann erfährt man es als Belastung, wenn den Worten nicht geglaubt wird. Wenn Menschen den Ruf zur Umkehr und zum Glauben nicht ernst nehmen. Wenn sie darüber spotten oder ärgerlich sind. Wenn sie lieber auf die falschen Propheten hören, die menschlichen Trost für Gottes Wort ausgeben und sagen: Wir wollen doch positiv verkündigen, seelsorgerlich handeln, und den Leuten nicht mit Hölle und Teufel drohen. Ich empfinde es als Last, wenn man mir hin und wieder zu verstehen gibt, ich solle doch nicht immer gleich mit Gottes Wort kommen, sondern vielmehr ein ganz normaler netter Kumpel sein. Anfeindungen wie Jeremia habe ich nicht zu ertragen, aber ich spüre den einen Feind am Werk, den Satan: in der Welt, in der Kirche und in meinem eigenen Herzen. Ja, das Amt eines Gottesboten hat auch heute noch seine Belastungen.
Aber das Wort Gottes drängt heraus, ich kann und will es nicht verschließen. Ich weiß: Vor Menschen brauche ich meine Verkündigung letztlich nicht zu rechtfertigen, sondern ich soll so reden, wie ich es einst vor Gottes Richterstuhl verantworten kann – so habe ich es ja bei der meiner Einführung in diese Gemeinde versprochen. Und wenn ich allein diesem Auftrag treu bleibe, dann wird Gott alles recht machen, auch wenn das Lasten mit sich bringt. Das Schönste aber ist, dass ich selbst durch das Blut Jesu bewahrt werde vor Gottes Zorn und Strafe. Denn mein Gewissen sagt mir immer wieder: Du hast nicht so gelebt und dein Amt nicht so geübt, dass du es vor Gottes Angesicht verantworten kannst. Aber Gott vergibt mir immer wieder, und so bewahrt er meine Seele zum ewigen Leben. Ja, auch ich bin nicht nur berufen und belastet, sondern auch bewahrt.
Ich habe jetzt ein wenig von mir und meinem Amt geredet. Es ist gut, wenn ihr einmal ein wenig davon mitbekommt. Zugleich aber könnt ihr diese Gedanken auch auf euch selbst übertragen, denn dieser Abschnitt aus dem Buch Jeremia ist nicht nur etwas für Propheten und Pastoren. Seine Botschaft gilt für alle Christen – für alle, die als Jünger in der Nachfolge des Herrn stehen. Letztlich bin ich selbst auch nichts anderes als ein Jünger des Herrn – also einer, der versucht, seine Lebensaufgabe von Gott gehorsam anzunehmen. So soll es bei jedem Christen sein. Auch ihr werdet dabei merken, dass ihr berufen, belastet und bewahrt seid.
Ihr seid berufen durch die heilige Taufe. Gott hat sich da euer bemächtigt, ob ihr wolltet oder nicht. Ihr empfindet diese Berufung vielleicht manchmal als Last. Vielleicht würdet ihr sonntags morgens viel lieber ausschlafen als in die Kirche gehen. Vielleicht beneidet ihr heimlich diejenigen, die nicht so ein enges Gewissen haben, sondern die sich fröhlich und selbstbewusst über manches göttliche Gebot hinwegsetzen. Damit scheinen sie sogar oft besser zu fahren, wie es in einem Schlager heißt, den ich neulich im Radio hörte: „Die Sünder sind besser dran.“ Vielleicht seid ihr mit eurem Glaubenszeugnis auch schon auf Unverständnis gestoßen. Vielleicht leidet ihr darunter, dass man euch für weltfremd oder fromm hält. Vielleicht bedauert ihr es, dass ihr aus Gewissensgründen bei manchem nicht mitmachen könnt, wozu man euch einlädt. Vielleicht quält es euch, dass ihr als Christen nicht viel fröhlicher und sorgloser leben könnt als andere Menschen, was durch das Evangelium doch eigentlich möglich sein sollte. Vielleicht habt ihr den Eindruck, dass ihr mehr Lasten aufgelegt bekommt und euch mehr Sorgen macht als andere. Denken wir doch nur an die Sorge um das Seelenheil anderer Menschen, wie quälend die werden kann! Wer nicht glaubt, hat diese Sorge nicht und braucht sich nicht um die Irrwege anderer zu kümmern.
Wenn ihr die Berufung eurer Taufe und eures Christseins als Last empfindet, dann denkt daran, dass Gott euch auch bewahrt. „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“ – dieses Gotteswort bleibt bestehen (Jes. 43,1). Die ewige Erlösung, die Jesus am Kreuz für uns erworben hat, kann uns niemand rauben. Gott bewahrt uns in Ewigkeit – das können und sollen wir von Gott erwarten und erhoffen, nicht ein angenehmeres und sorgloseres Leben als andere; ein solches Leben hat Gott auch dem berühmten Propheten Jeremia nicht gegeben; sogar Gottes eigener Sohn hat die Last einer Berufung auf sich genommen – die schwerste Last, die je einer getragen hat. Gott bewahrt unsere Seele in Ewigkeit. Da wird es offenbar werden, dass er uns Recht schaffen wird. Da wird er dann Vergeltung üben an Satan und allen, die ihm anhängen. Gebe Gott, dass sein Wort weiter in uns brennt und dass wir wie Jeremia nicht davon lassen können, gemäß unserer Berufung zu leben und Zeugen zu sein für sein großes Tun an uns Menschen. Amen.
Klerusversammlung 2021
Meine lieben Brüder in Christus,
mit großer Freude schreibe ich Ihnen in dieser Zeit. Sie und die Welt haben und machen vielerorts noch immer schreckliche Zeiten durch. Wir haben viele, viel zu viele Menschen an den Folgen des Ciovid-19-Virus sterben sehen. Die Menschen werden uns, die Kirche, um Führung und Beispiel bitten. Sie könnten fragen: „Wie sollen wir das tun?“ Es gibt keinen besseren Weg für die Kirche, etwas zu tun, als das Angesicht Christi zu zeigen, und wir tun dies, indem wir wie Christus denken und handeln. Die Leute sagen oft, dass sie Christus nicht sehen können oder dass Christus heute in der Welt nicht am Werk ist. Das bedeutet nur, dass wir, die Christen, der Welt Christus nicht zeigen. Es ist nicht die Schuld der Welt, dass sie Christus nicht sehen kann, es ist unsere Schuld, dass wir der Welt Christus nicht zeigen. Wir müssen nicht an der Straßenecke stehen und über Christus und die Heilige Schrift schreien, wir müssen Christus sein in allem, was wir denken und tun. Wenn wir das tun, wird die Welt überall Christus sehen. Meine Brüder, mögen Sie in all Ihren Überlegungen gesegnet sein, aber wenn Sie in Ihre Pfarreien und nach Hause zurückkehren, nehmen Sie Christus mit, nicht versteckt in Ihren Taschen, sondern damit alle Ihn in allem sehen können, was Sie denken und tun. Mögen Sie viele Segnungen für Ihr Leben und Ihre Arbeit erhalten.
+Ronald Erzbischof.
Hirtenbrief zu Pfingsten 2021
Liebe Freunde in Christus,
wir sind zum großen Pfingstfest gekommen. Das Fest, das im Neuen Testament, in den Gebeten und in den Hymnen so viele anregende Worte enthält. Jesus sagte seinen Aposteln, dass sie in Jerusalem bleiben sollten, bis sie von oben mit der Kraft bekleidet waren. Wir erfahren, dass die Apostel genau das getan haben. Sie kehrten nach der Himmelfahrt nach Jerusalem zurück, nicht niedergeschlagen, sondern voller Freude, und waren ständig im Tempel, um Gott zu preisen.
Das letzte Gebet der Eucharistie gemäß dem Buch des gemeinsamen Gebets besagt, nachdem wir uns für die Kommunion bedankt haben: „Sende uns in der Kraft deines Geistes aus, um zu deinem Lob und deiner Herrlichkeit zu leben und zu arbeiten“. Das Gebet nach der Kommunion greift das gleiche Thema auf: „Ewiger Gott…. Dein Sohn Jesus Christus hat uns in die Welt gesandt, um das Evangelium seines Reiches zu predigen: Bestätige uns in dieser Mission und hilf uns, die gute Nachricht zu leben,
die wir verkünden. “
die wir verkünden. “
Ich möchte Sie bitten, über diese Dinge nachzudenken und sich daran zu erinnern, dass uns Kraft und Glaube gegeben wurden, in die Welt hinauszugehen, um das Evangelium zu predigen. Wir gehen nicht alleine, weil der Heilige Geist die ganze Zeit bei uns ist. Aufgaben, die schwierig oder sogar unmöglich erscheinen, können erreicht werden, wenn wir den Heiligen Geist in und durch uns wirken lassen. Die Apostel waren gewöhnliche Männer, Fischer. Sie waren keine hochfliegenden akademischen Theologen, aber sie haben die Welt verändert und die Botschaft, die sie verkündeten, wirkt sich weiterhin auf die Welt aus, in der wir leben.
Möge Gott all Ihre Bemühungen segnen, sein Evangelium zu leben und zu verkünden.
++ Erzbischof Ronald